„Ist das nicht wie Tinder, nur international?“ – Dieser Frage begegne ich oft bei Gesprächen über Couchsurfing. Ich kann daraufhin nur mit den Schultern zucken und sagen: „Ja, wenn du willst, dann schon.“ Aber die große Welt des Internet bietet genug Heimtücken und Couchsurfing gehört nicht dazu.
Wenn ich lange Zeit am Stück keinen Urlaub nehmen kann, dann hole ich mir die Welt eben einfach nach Hause. Das Onlineportal https://www.couchsurfing.com/ bietet Menschen die Möglichkeit, ihre eigene Wohnung, ein Zimmer oder auch nur eine Couch kostenlos für Reisende anzubieten. Der Unterschied zu AirBnB ist dabei, dass ich als „Host“ meine Wohnung nicht den Reisenden überlasse, sondern gemeinsam mit ihm/ihr Zeit verbringe und als Gegenleistung für die Übernachtungsmöglichkeit ein wenig neue Kultur erleben kann. Gegebenheiten – wie Nächteanzahl, Besucher, ob man gemeinsam Zeit verbringt oder nicht – klärt man vor dem Besuch online ab.
Da sich jeder „Couchsurfer“ auf dem Portal mit einem eigenen Profil anmelden muss, kannst du dir deine Gäste sehr einfach „aussuchen“. Man kann dabei auf angegebene Interessen achten, auf Studiengänge oder gesprochene Sprachen. Natürlich muss nicht alles, was im Netz steht, der Wahrheit entsprechen, aber über die Rezensionen auf Couchsurfing.com kann man sehr genau erkennen, ob andere Leute schon positive Erfahrungen mit denjenigen gesammelt haben und in wie weit die Beschreibungen auch wirklich zutreffen. Außerdem kann man seinen Account zusätzlich verifizieren lassen.
Ich habe bisher wirklich gute Erfahrungen gemacht.
Da ich nur Mädchen als Gäste akzeptiere, habe ich noch keine Probleme wegen sexueller Belästigung, in-Unterwäsche-herumlaufen oder Badezimmerzeiten-organisieren gehabt. Im Gegenteil: Mit Rupa habe ich mit aus Indien mitgebrachten Gewürzen traditionell gekocht, ich hatte Italienisch-Litauische Abende, mit Julie Französisch gelernt und viel über Erdbebenprobleme in Kolumbien gelernt. Mit meinen Couchsurferinen habe ich zum Teil immer noch Kontakt, einige von ihnen möchte ich in Zukunft mal besuchen fliegen. Und selber mal wo schlafen? Das habe ich erst einmal gemacht, als ich in Manchester war. Ein lustiger Abend, und ich werde es wieder machen.
Unsere Eltern sind getrampt. Heute schüttelt man darüber den Kopf und vermutet, dass dabei nur das Schlimmste passieren kann. Dabei haben sich die Menschen einfach ein wenig Vertrauen geschenkt und voneinander nur profitiert. Wenn man auf sich Acht gibt, nicht zu naiv ist und sich auf etwas Unbekannstes einlassen kann, dann kann man das alles auch heute noch tun. Und Couchsurfing ist dann wirklich ein kleines und bereicherndes Abenteuer, und das direkt bei dir Zuhause.