– Film – Festival – Kulturaustausch –
Ein wenig Glamour am roten Teppich, viele Kameras und Journalisten, Menschen aus aller Welt, Hauptstadtluft und spannende Filme – das ist für mich Berlinale-Feeling.
Denn im Gegensatz zu der weit verbreiteten Annahme, dass es für „gewöhnliche Menschen“ nicht möglich sei, das Filmfestival zu besuchen, ist es durchaus erwünscht, dass sich Kinobesucher in die Schlangen stellen und sich die Beiträge aus aller Welt ansehen, ja sogar einen Publikumsgewinner wählen.
Jedes Jahr im Februar wird das Festival in Berlin veranstaltet. In verschiedenen Kategorien treten Filme aus der ganzen Welt gegeneinander an und werden von qualifizierten Jurys bewertet. Zuschauer können sich an den Kinos Karten für den jeweiligen Tag holen oder an den zentralen Hauptschaltern oder online Karten für das gesamte Festivals erwerben. Nur die wenigsten Filme werden allerdings in der „Wettbewerbskategorie“ gespielt. Und diese Premieren laufen im Berlinale Palast: ein Highlight des Festivals.
Eigentlich interessiere ich mich ja gar nicht für Stars, aber…
… es ist wirklich beeindruckend, Abend für Abend an dem Roten Teppich vor dem Berlinale Palast zu stehen und die Menschen dabei zu beobachten, wie sie kreischend die Schauspieler, Regisseure und die anderen hohen Gäste empfangen und mit ihrem Blitzgewitter zu Tode fotografieren. Sehr hoch im Kurs standen in den letzten Jahren Robert Pattinson und Maggie Gyllenhall, Hugo Weaving oder Colin Firth.
Aus Erfahrung muss ich sagen, dass die Filme mit den bekanntesten Schauspielern oft gar nicht die besten Filme des Festivals sind. Im Gegenteil: Aus Robert Pattinsons Figur Samuel Alabaster in dem diesjährigen Wettbewerbsfilm „Damsel“ konnte ich zum Beispiel leider gar nicht schlau werden. Das größte Abenteuer bieten jedes Mal die Kurzfilme. In einer Runde Kurzfilme laufen zwischen drei und fünf Filme mit völlig verschiedenen Themen, Macharten und Hintergründen. Oft sind tolle Ideen liebevoll umgesetzt, aber wenn man Pech hat, wird man nur zehn Minuten lang mit einem Stroboskop beleuchtet und verrückt gemacht. Besonders beliebt sind außerdem die Filme aus der Sektion „Generation“, das sind Kinder- und Jugendfilme, und die Restrospektive, die wichtige Werke aus der Filmgeschichte zeigen.
Falls ich jetzt ein wenig Neugier geweckt habe…
… möchte ich jedem, der die Berlinale besuchen möchte, empfehlen, sein Programm vorher nicht durchzuplanen. Dafür gibt es folgende Gründe:
- nicht alle Filme, die du dir ansehen möchtest, haben noch Kartenkontingente
- wenn du in der Schlange stehst, um Kinokarten zu kaufen, wirst du vermutlich viele Leute kennenlernen, die dir andere Filme empfehlen, als du ursprünglich schauen wolltest (und die Empfehlungen sind dann meistens ganz gut)
- wenn du in der Schlange für einen Wettbewerbsfilm stehst, dauert das so lange, dass du Filme verpasst
- du wirst feststellen, dass es doch anstrengend sein kann, sechs Filme an einem Tag zu schauen (das ist die höchste Anzahl, alles andere passt koordinatorisch nicht)
- du kannst bestimmte Filme nicht sehen, weil sie entweder gleichzeitig laufen oder in zwei verschiedenen Kinos hintereinander gezeigt werden, die aber an völlig verschiedenen Ecken in Berlin stehen
- dir werden die Question&Answer-Panels mit Regisseuren und Schauspielern, die direkt im Anschluss an den gezeigten Film im Kinoraum stattfinden, so gut gefallen, dass du zum nächsten Film eh zu spät kommen würdest, wenn du sie dir anhören möchtest
Trotzdem solltest du vorher auch schon mal in das Programm geschaut haben und dir vielleicht die wichtigsten Filme markieren. Wenn du Online bestellen möchtest, kosten die Karten mehr: am Tag selber erhältst du Studentenrabatt und in der halben Stunde vor Filmbeginn noch einmal 50%.
Mein Highlight des diesjährigen Festivals war der norwegische Film Utøya 22. Juli über das Attentat von Oslo im Juli 2011. Einen Artikel dazu gibts demnächst auch. Und das Programm für 2019? Lässt noch auf sich warten, aber ein Blick ins Berlinale-Archiv lohnt sich schon mal – viel Spaß beim Stöbern!